Bei schönem Wetter, aber vor allem im Frühling, wenn im Lanaittu-Tal der Duft von Asphodelus und Wacholder liegt und die umliegenden Kalksteinfelsen - je nach Tag und Uhrzeit - einzigartige Farbschattierungen annehmen, sollte man sich einen Ausflug zur Nuraghensiedlung Tilscali keinesfalls entgehen lassen.
Unter den Felswänden einer Doline versteckt, liegen die Überreste einer Siedlung aus der späten Nuraghenzeit. Erst nach einer einstündigen Wanderung über den felsigen Grat des Monte Tiscali, kommt man zur Siedlung. Es scheint als würden die zerklüfteten Felsen diese interessante Fundstätte mit Argusaugen behüten zu wollen, denn der Zugang ist, wenn man von Oliena aus kommt, nur durch einen sehr schmalen Spalt möglich.
Die Lage im Inneren der Höhle machte es den Einwohnern in der Vergangenheit relativ einfach, ihre Siedlung vor eventuellen Invasoren beziehungsweise feindlichen Stämmen zu schützen und zu verteidigen. Es ist daher anzunehmen, dass der Auswahl des Standortes ganz gezielte strategische Überlegungen zugrunde lagen. Untermauert wird diese Theorie durch die Existenz eines Art natürlichen Fensters, einer riesigen Öffnung in einer der Felswände, von der aus das Cedrino-Tal gut überschaubar ist. Das Fenster gewährleistete den Bewohnern eine permanente Überwachung und verhinderte, dass sich niemand ungesehen Zugang zur Höhle verschaffen konnte.
Auf dem Weg entlang des Gipfels, der die gesamte Hochebene dominiert, bieten sich einem fantastische Ausblicke auf eine unberührte Landschaft und regen dazu an, sich in Gedanken auszumalen, wie diese Stück Erde wohl in prähistorischer Zeit gewesen sein muss.
Eine totale Stille und ein Tiefenschärfe, die zur Küste hin in einem fantastischen Spiel der Farben verschwimmt. Schaut man ins Inland, eine Aufeinanderfolge von Kalksteinagglomeraten, die – je nach Lage – mit tief dunkelgrünen Steineichen bedeckt sind. Das Zusammenspiel der Natur an diesem Ort und die Panoramen sind so überwältigend, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt.
Die Flora trägt ihren Teil dazu bei, dass dieser Ort schon seit Menschen Gedenken eine starke Faszination ausübt. Umgeben von den Düften der Natur und dank des Facettenreichtums der Route, die immer wieder neues entdecken lässt – unter anderem Fundstätten prähistorischer Zeit – wird man des Wanderns nicht müde.
Vor allem Botanikliebhaber werden begeistert sein, denn die Natur wartet hier mit besonders seltenen und unzähligen endemischen Pflanzenarten auf. Hier wachsen zum Teil Arten, die ausschließlich nur in diesem Tal anzutreffen sind.
Zeitraum: In den Sommermonaten empfiehlt es sich, morgens früh aufzubrechen. Im Frühling und Herbst ist ein Ausflug auch am frühen Nachmittag möglich.
Dauer: in der Regel ein halber Tag. Der Aufstieg dauert ca. 1½ Stunden.
Schwierigkeitsgrad: eine relativ leicht zu bewältigende Route