Die Grotten des Bue Marino (“Seeochsen”) Entlang der Küste, etwa 4 Kilometer vom Hafen entfernt, liegen die Grotten des ‘Bue Marino’ (Seeochsen). Sie können per Boot erreicht werden (nähere Informationen und Tickets gibt es am Hafenkai von Cala Gonone). Die Höhleverfügt über einen zum Teil unter der Wasseroberfläche liegenden Eingang und verläuft bei einer Tiefe von 3 bis 6 Metern etwa 500 Meter (ab Eingang) in südwestlicher Richtung. Hier erreicht ein Seitenarm sogar eine Tiefe von 13 Metern. Im Laufe der Besichtigungstour kommt man zu einer breiten und trockenen, etwa 100 m langen Gallerie, an der der letzte noch nicht erforschte Arm liegt.
Die Grotta del Bue Marino liegt an der Steilküste des Golfes von Orosei, 4 km von Cala Gonone in südlicher Richtung. Sie kann entweder mit dem Boot (Infos und Eintrittskarten gibt es am Hafen von Cala Gonone) oder zu Fuß (siehe Sektion Trekking) erreicht werden.
Bei der Grotta del Bue Marino handelt es sich um eine zweigeteilte Höhle: der nördliche Arm ist fossil, da hier keine Verkarstung mehr stattfindet. Der südliche Arm dagegen ist heute nach wie vor aktiv und für Besucher geöffnet. Im Inneren der Insel finden sich eindrucksvolle Konkretionen, Stalagmiten und Stalaktiten, die sich in den zahlreichen kleinen Seen spiegeln.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Höhle vor allem wegen der Mönchsrobbe bekannt, dem scheuen und seltenen Säugetier, das hier seinen Unterschlupf suchte und hier seine Kinder zur Welt brachte.
Die Höhle im Detail
In der Gemeinde Dorgali, zwischen Cala Fuili und Cala Luna gelegen, weist der Karstkomplex mehrere Öffnungen zum Meer hin auf. Mit einer Ausdehnung von über
15 km ist die Grotta del Bue Marino die längste Tropfsteinhöhle der Insel, die Touristen zugänglich gemacht ist. Der Besichtigungspfad verläuft ca. 2000 m ins Innere der Höhle.
Wer die Fahrt zur Grotte mit einem der Fährboote von Cala Gonone aus startet, wird bei Ankunft von den zwei majestätischen, 3 km nördlich von Cala Luna gelegenen, ins Meer ragenden, bogenförmigen Öffnungen der Höhle in Empfang genommen.
Von Land aus gibt es einen weiteren Zugang, der ca. 4 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Eine Serie weiterer kleiner Öffnungen im nördlichen Teil befinden sich zum Teil unter dem Meeresspiegel.
Bereits im Eingangsbereich der Höhle zeigen sich deutlich die Einwirkungen des Meerwassers auf die Morphologie des Grotteninneren. Man kann hier deutlich sehen, wie der Fels durch den Wellenschlag regelrecht ausgegraben und sich dadurch ein Überhang auf einer Höhe von 8m über dem Meeresspiegel gebildet hat (Quelle: Antonioli & Ferranti, 1992). Außerdem ist eine deutliche Ausdehnung der Hallen durch einer „Überkarstung“ aufgrund der Vermischung von Meer- und süßem Karstwasser erkennbar (Quelle: Forti, 1994).
Die zwei, sehr unterschiedlich geformten Gänge des Karstkomplexes Bue Marino verlaufen vom Eingangsbereich der Höhle aus einmal in nördlicher (dieser Arm ist der Öffentlichkeit erst vor kurzem wieder zugänglich) und einmal in südlicher Richtung.
Der südliche Arm
Der südliche Arm verläuft in Richtung der Schlucht Codula Ilune und durchquert ein Tal, in dem es einige Dolinen gibt. Diese füllen sich bei Regen und speisen diesen Teil der Höhle mit Süßwasser.
Ein Gewölbegang von beträchtlicher Größe (Durchmesser 10-15 m) kennzeichnet diesen Höhlenbereich, dessen Boden von einer Reihe Seen bedeckt ist.
Nach etwas mehr als 3 km vom Ende der touristischen Route, setzt sich die Quelle (aus Grundwasser) in einem 630 m langen Siphon mit einer maximalen Tiefe von 32 m fort.
Nach diesem, von Wasser durchzogenen Abschnitt, setzt sich die Höhle für mindestens weitere 2500 m fort. In diesem Teil ist sie ebenfalls von beträchtlicher Größe und weist weitere zahlreiche Siphons auf (Mahler, 1979; Commission Plongée Souterraine, 1982).
In der Höhle fallen vor allem die Sandablagerungen aus Granit, Kalkdolomit und Basalt ins Auge sowie große Felskonkretionen und Basaltansammlungen, die zuvor existierende Grundwasserläufe verschlossen haben.
Der südliche Zweig ist die alte unterirdische Mündung des Karstkomplexes der Codula Ilune, vor ca. 500.00 Jahren allmählich versiegt durch das Entstehen der Cala Luna, die sich in jüngerer Zeit entwickelt hat wie die geringere Ausdehnung erkennen lässt. (Rossi & Strong belegt , 1991).
Zur heutigen Zeit wird die unterirdische Mündung des südlichen Arms nur noch bei äußerst schweren Regenfällen wieder aktiviert, nämlich dann, wenn die Codula Ilune von großen Wassermassen durchflutet wird. Bei diesen eher außergewöhnlichen Naturereignissen kann der Wasserstand im Inneren der großen Halle bis zu 3-4 Metern ansteigen wie die Pflanzenrückstände, die der unterirdische Fluss auf dem Besichtigungspfad zurücklässt, beweisen.
In Zeiten ohne Regen dagegen dringt auf den ersten 800 Metern der touristischen Route Meereswasser in die Höhle. Eine Barriere zwischen Meeres- und Süßwasser bildet nach 800 m eine Stufe aus Kalzit mit Wasserfall. Nach dieser Stufe weisen die Seen nur noch Süßwasser auf. (Zerbini,1970).
Der nördliche Arm
Der nördliche Arm verläuft in Richtung der Karstschlucht Codula Fuili, durchläuft diese und setzt sich schließlich in westlicher Richtung bis zur großen dolina di Barisone fort. (Fancello et al., 1994). Der nördliche Teil weist eine Aufeinanderfolge von 41 Siphons entlang eines großen Stollens auf, der zum größten Teil unter Wasser liegt. Bis heute ist eine Strecke von mehr als 7 km erforscht. (Hovorka & Benisek, 1991; Slezak, 1992; 1993; Hovorka, 1993).
Die maximale Länge beträgt 33 Metern. Der gesamte nördliche Teil ist von Konkretionen gekennzeichnet und ist noch stets aktiv, .mit einem Wasserdurchlauf von 40 l/s in regenarmen und m3/s in regnerischen Zeiten.
In der gesamten Höhle konnte immer schon ein Süßwasserlauf beobachtet werden, der oberhalb des Brack- und Salzwassers verläuft.
Dieser Flusslauf, in einer Entfernung von ca. 2 km von der Küste, entspringt vier unterirdischen Quellen, drei Süßwasserquellen und einer Brackwasserquelle.
Wenn der Fluss seinen höchsten Wasserpegel erreicht, wird der Stollen vollständig überflutet und das im wesentlichen von süßem Karstwasser.
Physikalische und chemische Untersuchungen in diesem Zweig der Höhle (Rivolta, 1993) haben gezeigt, dass bis 1500 Metern vom Eingang (Siphon 16) das Wasser einen erhöhten Salzwert aufweist (10.000 m S/cm) und somit bewiesen, dass eine Verbindung zum Meer durch Kanäle und ein Netz von Brüchen im Felsen bestehen muss.
Nach dem Siphon unterbricht ein Höhenunterschied von 3 Metern mit Wasserfall den Lauf des Salzwassers und sofort sinken die Werte auf 700 m S/cm.
Im weiteren Verlauf tendiert dieser Wert aufgrund einer Brackwasserquelle in einer der höher liegenden Verzweigungen zu steigen. Der erhöhte Salzwert ist auf eine Vermischung von Meeres- und Karstwasser im Verhältnis von 1:4 zurückzuführen.
Diese Tatsache belegt, dass in der Höhle bisher unerforschte Gänge existieren, die, auch in einer Entfernung von über 2 km Luftlinie, in Verbindung mit dem Meer stehen (De Waele & Forti, 2002).
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